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Bild von Sibylls facebook Seite entnommen

Sibyll Kalff – Ein Nachruf

Anfang der 1990er Jahre lernte ich Sibyll Kalff mit ihrem damaligen Freund kennen. Damals betrieb ich, zusammen mit anderen, die Galerie am Schlachthof in der Köln-Ehrenfelder Liebigstraße. Klar, dass im Laufe der Jahre viele sehr schöne gemeinsame Ausstellungen folgten – all die Jahre blieb Sibyll der Galerie treu, auch als diese nicht mehr existierte. Großzügig spendete sie auch immer wieder viele Kunstwerke, die auf einer jährlichen Tombola verlost wurden, um den Fortbestand der Galerie zu ermöglichen.
Durch ihre New York Aufenthalte, und ihrer engen Verbundenheit mit der dortigen Kunst- und Musikszene konnte auch ich viele tolle Menschen kennenlernen – wie die großartigen Persönlichkeiten und Künstler Tristan Wolski, J.D. Fleishman und die Musikerin Rachelle Garniez.
Doch ihr Traum vom Künstlerleben in N.Y. scheiterte leider an der Realität – kein Geld, schlechte Jobs, keine Aufenthaltsgenehmigung.
Zurück in Deutschland, half sie mir beim Aufbau meines Onlineshops, unermüdlich besorgte sie viele CDs und Bücher befreundeter Musiker und Literaten. Hier kam für mich aber irgendwann der Punkt an dem ich an Sibylls Träumen scheiterte. Es wurde mir zuviel, wir ließen das Projekt “Crrrazy Record Store” zwar weiterlaufen, aber bauten es nicht weiter zusammen aus.
Es folgten Jahre in denen ich Sibyll aus den Augen verlor. Immer wieder gab es von ihr Lebenszeichen, ein kurzes Telefonat, eine Mail, ein Brief – meist schrieb sie am Ende: “Sorry, ich habe gerade viel Streß. Hoffe das es bald besser wird, vielleicht mal auf einen Kaffee???”
Zu diesem Kaffee ist es leider nur noch sehr selten gekommen.
Nach dem sie im vergangenen Jahr aufgrund psychischer Probleme in der Bonner Landesklinik war, schien sie sich nun wieder zu stabilisieren.
Mit einer kleinen 10qm-Büro-Ausstellung wollte ich ihr Mut machen, doch Sibyll plante dies direkt so groß, dass ich davon wieder Abstand nahm. Ich wollte mit ihr über “alles” und eine Verschiebung reden, doch dazu kam es leider nicht mehr. Vorgestern erhielt ich von ihrer Mutter die Nachricht, dass Sibyll aufgrund eines Unfalls verstorben ist.
Die Ausstellung, Sibyll wünschte sich eine “Retrospektive”, wird nachgeholt.

Die Welt hat eine tolle Frau verloren!

Rest In Peace – Dear Sibyll!
Dein Thor

 


Sibyll hat sehr viele Spuren im Netz hinterlassen, am bewegendsten finde ich ihre kleinen, unprätentiösen Filme auf youtube.

Noch mehr:

Ihre Webseite – leider nur Fragment

Ihr Facebook-Auftritt

Ihre Musik

Ihr meistgespieltes Stück bei Myspace

Ein kleines Video von Sibyll – und für Sibyll:

 

 

4 comments

  1. jojo wolter says:

    Hallo Thor Zimmermann,

    Dein Nachruf ist sehr schön und treffend formuliert.
    Auch mir wurde es irgendwann zuviel, was Sibyll und ihre Pläne betraf.
    Sie wohnte vor Jahren mehrmals einige Wochen bei mir, und jetzt habe ich immer noch diese schwarze Kiste von ihr.
    Doris Kalff lässt sich nicht im Web finden, daher meine erneute Anfrage, ob Du mir ihre Tel.-Nr. senden würdest.

    LG vom Jojo

  2. Wollie says:

    Sib ist tot? Sie war aussergewöhnlich… Doch stets hat sie zu viel erwartet und gefordert… “Ol´man river” ist von mir – ohne jegliches Konzept ihrerseits am Bonner Rheinufer entstanden.
    Nächte lang haben wir uns mit Kafffee vollgeschüttet und indisch gegessen, während sie redete und ich zuhörte – und zuhörte, und zuhörte. Ihre Stimme hallt nach wie vor und gewissermaßen ewig in meinem Hirn.
    Doch war sie nicht nur fordernd, nein, sie war auch großzügig, gebend, panzerlos. Panzerlos und traumatisiert.
    Trotzdem musste ich (und so erging es Vielen) unseren Kontakt aufgeben: ich war ihr nicht gewachsen – wie sie sich selbst nicht gewachsen war…
    – Thor, kannst Du mir sagen, wo sie liegt – und ihrer Mutter, falls möglich, mein aufrichtiges Beileid übermitteln?

    Wollie

  3. Wollie says:

    die Kühe auf den Telegraphenstangen sind übrigens von Richard Huelsenbeck – das sollte hier erwähnt und nicht verschwiegen werden.

  4. Stephan Bachem says:

    Ein Mensch, dem ich eine Weile sehr nahe stand, und den ich nie vergessen werde. Sie hatte einen wunderbaren und gesunden Kern. Und sie hat echt gekämpft, dieses “Kommunikationsproblem” in den Griff zu bekommen. So schade…

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